Hier regnet es gerade mal nicht, miomarito ist gestern auch gut von seiner Reise zurückgekommen (Ausstellungseröffnung in Eisleben, Besuch bei seiner Schwester in Nürnberg, Zugstrecke da, wo später der ICE entgleist ist), wir waren bei Freunden zum Essen und CL-Finale schauen und Hochwassertechnisch schient hier alles im entspannten Bereich zu sein (wie gut, dass miomarito nicht mehr in Augsburg arbeitet, da scheint es ja schlimm zu sein, die Schwester unseres Brüssler Freunds, die auch mit uns immer an den Lago fährt, wohnt mit ihrer Familie in einem Dorf dort, das zum Teil evakuiert wurde ... mehr wissen wir aber auch nicht).
Zurück nach Belgien (geregt hat es da dann auch viel). Was ich völlig vergessen hatte, weil ich da einfach keine Bilder davon habe, wir haben auch einen Abstecher zu den Diamantenhändlern und ins jüdische Viertel gemacht, aber ich fand es jetzt nicht unbedingt angebracht, groß herum zu fotografieren. In Antwerpen lebt die größte jüdische Gemeinde Europas, die drittgrößte orthodoxe Gemeinde der Welt (nach Jerusalem und New York) und wenn wir noch mal nach Antwerpen kommen, dann würde ich tatsächlich für das jüdische Viertel eine Tour buchen, weil das vermutlich angemessener und sinnvoller ist. Ich glaube, wir sind auch an der Dimantenbörse vorbei gekommen, aber das sind alles so unscheinbare, leicht heruntergekommene 70er Jahre Gebäude, allein die Poller, die die Straßen absperren, deuten daraufhin, dass hier was sein könnte (in Artikeln zur Diamantenböse ist meistens der Bahnhof (die Kathedrale ;-)) abgebildet, weil das Diamantenviertel neben dem Bahnhof liegt und selbst nichts hermacht). Also keine Bilder von Blingbling oder Schläfenlocken.
Als wir am Freitagmorgen unsere Sachen packen schüttet es, die Tage davor hat es immer mal wieder sehr englisch fein geregnet, jetzt fällt einfach Wasser vom Himmel, aber da wir ja nicht wie an Ostern in Italien sind, kommt die Infrastruktur etwas besser damit klar (unsere Koffer weniger, unsere Kleider werden IM Koffer nass).
Es geht noch einmal durch die Stadt:
Die alte Börse
Und am Ende laufen wir wohl etwas blöd und finden erst am Bahnhof eine Frühstückslocation - bei der wir gestern schon für einen Kaffee waren und was wieder eine Kette ist:
WASBAR
Das ist eine nette "bar", man kann aber dort auch seine Wäsche waschen und es gibt leckeres Essen (Tertia: Pancakes mit Spekulatius crumble, ich Shakshuka)
Danach ging es dann weiter nach Mechelen, das auf dem Weg nach Brüssel liegt, wir müssen ja etwas Zeit überbrücken und miomarito möchte uns ein
Museum in Mechelen zeigen, wo er vor ein paar Jahren auf seiner Belgien-Tour war. Das es weiter schüttet suchen wir uns einen Regionalzug aus, der auch überall hält, denn Mechelen hat mehrere Bahnhöfe und ein kleiner liegt näher am Museum als der Hauptbahnhof. Es ist aber immer noch zu weit und wir kommen völlig durchweicht und tropfend im Museum an, wo wir unsere nassen Taschen/Koffer hinter die Kasse stellen müssen ...
Blick auf einen der Museumsgärten - mit Sonne bestimmt sehr schön
Das Museum Hof van Busleyden im ehemaligen "Haus" (Stadtpalast, im Stil der Frührenaissance) von Hieronymus van Busleyden (ca. 1470 - 1517), einem Humanisten und "Politiker"
Mecheln erlebte seine Hochzeit als
Margarete von Österreich Statthalterin der habsburgischen Niederlande (1. Hälfte des 16. Jahrhundert) war, sich in Mechelen niederliess und die Stadt damit quasi zur Hauptstadt der habsburgischen Niederlande machte (das ist alles ganz arg kompliziert und ich bekomme das auch nie so ganz auf die Reihe, aber man sollte sich einfach merken, dass sie eine große Förderin des Humanismus war, keine eigene Kinder hatten, aber die Erziehung u.a. ihres Neffen Karl übernahm - der ist später dann
Karl V., in dessen Reich niemals die Sonne unterging - weil so groß (Europa und Amerika))
Dieser Zeit ist dann auch die permanente Ausstellung gewidmet:
Das Haus selbst wurde in Teilen sehr modern gestaltet:
auf diesen Thronen verbachte Tertia ihr Zeit, die jetzt wirklich genug von Museen hatte
Das einzige, was sie dann noch mal herbeilockte, war ein Zimmer, das im Originalzustand war und wo man an den Wänden noch Rest von Wandmalereien aus der Zeit Hieronymus van Busleyden sehen konnte (gerade so erkennen, aber mit Tablet erklärt), dort gab es nämliche eine Szene aus Belsatzar zu sehen und das Gedicht hatte sie gerade in der Schule gehabt. Ich war beeindruckt von der Tatsache, dass van Busleyden (den ich Null kannte) sich hier mit Erasmus von Rotterdam und Thomas Moor getroffen hat und letzterer hier angefangen hat, Utopia zu schreiben.
So, nach so viel Kultur wieder frische Luft (und Regen), dieses Mal nehmen wir den längeren Weg durch die Stadt zum Hauptbahnhof:
Grote Platz
das angeblich älteste Haus Mechelens (12. Jahrhundert)
und der sich im Umbau befindliche Bahnhof
Wir sind Mechelen nicht wirklich gerecht geworden, da hätte man sich noch viel mehr Sachen ansehen müssen, aber: keine Zeit mehr. Aber ich denke, wir kommen wieder (mir fehlt ja auch noch Brügge usw.)
Dann weiter nach Brüssel zu unseren Freunden, die wir dann alle fünf zum Abendessen einladen, weil wir ja ständige ihre Immobilien nutzen ;-). Miomarito war vor ein paar Jahren gleich um die Ecke, wo unsere Freunde wohnen, afrikanisch (kongolesisch vermutlich) Essen und das machen wir wieder:
(ich habe Reis mit Huhn und Erdnusssauce gegessen, dazu gab's eine auf der Karte und beim Erklären der Gerichte nicht beschriebene separate Sauce, wovon ich ein Mini-bisschen an meinen Reis machte und daraufhin 1000 Tode starb, weil das so unglaublich scharf war - und ich mag scharf)
Die Kinder wurden dann heimgeschickt, wir Eltern ging in eine Bar mit Live-Musik, wo wir über lange Zeit wirklich die einzigen Weißen waren (hatte ich auch noch nie, außer vielleicht am Anfang in Genua in der Via Pré - einer "Straße" der Altstadt, wo damals nur Schwarzafrikaner lebten). Dann noch mal weiter, in einen schicken Jazz-Club
(Zwischendurch teilte mir Silencia via Handy mit, dass da auch ihr Mitschüler*innen waren, als sie alle auf Kursfahrt in Brüssel waren)
Und dann ging's spät/früh "nach Hause". Ich schlief katastrophal und war am nächsten Tag nach vielleicht drei Stunden Schlaf todmüde und ließ die ganze Zug-Odyssee einfach über mich ergehen. Immerhin hatten wir wieder über 2 Stunden Verspätung, so dass wir jetzt von beiden Fahrten die Hälfte zurückbekommen. So gesehen lohnt sich das ;-) (fühlte sich aber während des fast zweistündigen Aufenthalts am Frankfurter Flughafen nicht wirklich so an ...)
Zu Hause angekommen setzte ich mich erst einmal in den Garten und genoß die Sonne und die Ruhe :-)
Schön war's, viele gesehen haben wir, und Gott sei Dank war das Wetter am Lago eine Katastrophe, so dass ich gar nicht weinen mussten, weil wir dieses Mal in den Norden gefahren sind. Und gerne wieder nach Belgien, das ist wirklich sehr schön da, sehr entspannt und wie oben geschrieben, mir fehlt ja da noch viel.
Hier schüttet es jetzt wieder, die Warnungen werden aber weniger (oh, die Lokal-Zeitung hat jetzt doch noch was in den nicht als aktualisiert erkennbaren Artikel geschmuggelt, zwei Dörfer weiter ist das mit dem Neckar wohl eher kritisch und weiter den Neckar hoch auch ... hm...) morgen wird in der Crêperie ein Film für einen Schulbuchverlag gedreht und es soll tatsächlich aufhören zu regnen!