Am nächsten Tag ging es wie gesagt auch wieder früh los, man braucht gute 4,5 Stunden (reine Fahrt) nach Perugia und wir wollten vor 15 Uhr dort sein, mussten auf dem Weg aber noch unserer Weinvorräte auffüllen und ein Geburtstagsgeschenk für Silencia abholen.
Aussicht am frühen Morgen
Wir fuhren die Strecke im Landesinneren, über Bologna und Florenz, wo mir das Vorbeifahren besonders weh tat, weil ich da ja unbedingt mal wieder (nach meiner Abifahrt ...) hin will, Silencia ja neulich alleine dort war (und mir dann in Perugia erzählte, wie geil es sei, sich alleine eine Stadt anzuschauen (Recht hat sie! - also ich schaue mir auch mit miomarito sehr gerne Städte an, aber alleine ist gerade in diesem Alter einfach das beste) .. also Florenz, ja das wäre vermutlich Ende Oktober auch nicht komplett überlaufen gewesen, aber keine Zeit, keine Zeit!
Wir waren ja mit den Kinder, also den großen beiden, schon mal in Perugia gewesen, wir hatten damals, vor ... 15 Jahren ... beschlossen, dass wir (nach einem im Jahr zuvor wegen Hitze-Unverträglichkeit des Sohnes und damit einhergehendem absolut indiskutablen Verhalten abgebrochenen Sommerurlaubs) nach Umbrien in die Berge fahren. Unsere Campingplatz war auf 700 Meter Höhe und trotzdem war es heiß, aber im großen und ganzen war das ein okayner Urlaub gewesen (im Gedächtnis sind uns Silencias Wutanfälle geblieben, weil sie nicht frei im Schwimmbad des Campingplatzes "schwimmen" durfte, mit nicht mal 3 (sie konnte nicht schwimmen, der Pool war tief, aber egal).. und wie sie einmal beherzt die Gas-Camping-Lampe in beide Hände nahm und wir dann gefühlt stundenlang kaltes Wasser über ihre Hände liefen liessen ...). Ich wollte immer mal im Herbst nach Umbrien fahren (also wenn die Kinde mal aus dem Haus sind) und mich durch all das gute Essen essen - Umbrien hat viel Wald und Wild, keine Küste und ich stellte mir das im Herbst sehr gemütlich vor. Jetzt kamen wir ja im Herbst, aber es fühlte sich so gar nicht nach Herbst an, weil strahlend blauer Himmel und weit über 20°C.
Wir parkten wegen des Weins im Kofferraum im Parkhaus, damit er schön kühl bliebe, auch so etwas, das man Ende Oktober nicht unbedingt auf den Plan hat. Silencia kam zum Parkhaus und nahm schon mal ihren Kuchen in Empfang:
Danach ging es einmal quer durch die Altstadt, d.h. es ging erst einmal hoch, mit Aufzug und Rolltreppe, denn Perugia liegt auf einem Berg/Fels, also die Altstadt, und die erreicht man eben über Rolltreppen:
(erst Aufzug, dann drei oder vier Rolltreppen)
Es ging dann zu Silencias Wohnung/Zimmer, oder wie ilfiglio nach seinem Besuch meinte: Kommune! wo wir auch ein Zimmer bekommen hatten. Das mit dem Super-Ausblick:
Kurzes Treffen mit dem Vermieter (also das Ganze ist im Sommer eine Art Pension, Airbnb, im restlichen Jahr eine Unterkunft für Studierende, mit Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche (daher ilfiglios Kommune!). Vom Vermieter bekamen wir die Kaution zurück, Silencia zum Geburtstag ein selbst gemachtes Tiramisù und von uns schwäbischen Kartoffelsalat und Maultaschen 2.0 (vegan).
Danach zogen wir gemeinsam los in die Stadt, hier versuchen Silencia und miomarito die Aufmerksamkeit ihrer Zimmergenossin (Kommune! ;-)) auf sich zu ziehen
Da unten sitzt sie :-)
[Der absolute Witz ist ja, dass ihre Zimmergenossin auf Rüsselsheim kommt, ilfiglio einen Kumpel und Kommilitonen aus Rüsselsheim hat und deren beide Familien so eng befreundet sind, dass ilfiglios Kumpel wusste, dass Silencias Zimmergenossin in Perugia mit einer "Silencia" zusammen wohnt, aber nicht, dass das die Schwester seines Kumpels ist - wurde dann bei ilfiglios Besuch alles aufgedeckt, aber wie klein ist die Welt!!] Näherliegend, die Mutter von Silencias Mitbewohnerin ist wie miomarito zur Hälfte Italienisch und hat selbst in Perugia, wie eben auch miomarito, Italienisch gelernt/studiert. Nur dass bei ihr der italienische Teil aus Sizilien kommt.
So, wir ziehen jetzt aber durch die Stadt, ich kann mich ehrlich gesagt nur bruchstückhaft an ein paar Ecken erinnern (der Schlafentzug!), aber es ist sehr schön mal wieder in einer "normalen" italienischen Stadt zu sein, die nicht komplett von Touristen überlaufen ist:
rechts sieht man den Palazzo dei Priori
Wir haben am nächsten Tag natürlich alle wichtigen Teile besichtig: den
Sala dei Notari von 1293, den Sala dell’ Udienza des
Collegio del Cambio (Geldwechsel-Kollegiums) von 1452 und das
Collegio della Mercanzia - ich erinnere mich nicht, ob wir die das letzte Mal schon angeschaut hat habe, ich erinnere mich nur, dass ilfiglio und Silencia auf der Treppe da rechts sassen und ilfiglio mit einer leeren Wasserflaschen auf Silencias Kopf schlug ... und wir vermutlich auf miomarito warteten, der sich ganz schnell irgendwas davon angesehen hat.)
weiter zu Silencias Uni:
Arco Etrusco - etruskisches Stadttor aus dem 3. Jahrhundert vor Christus (!)
und dann Ausblick und Sonnenuntergang genießen:
Abends waren wir zur Feier des Tages sehr gut essen, die Preise in Perugia sind überraschend moderat (die Weinkarten aber nach oben komplett offen), das Essen war super lecker (auch wenn miomarito meinte: Aufschneider-Essen!), ich war sehr angetan von meinen Spaghettoni “Gentile” al pesto di sedano nero di Trevi, salsiccia e parmigiano (der sedano nero ist aber gar nicht schwarz, sondern sieht eigentlich aus wie stinknormaler Sellerie, war trotzdem sehr lecker):
Danach verschwand Silencia zu ihren Freunden, miomarito und ich zogen noch einmal kurz um die Häuser (es war die Hölle los, jung und alt und keine Touristen)
Die Nacht war dann bei mir eher fürchterlich, ich habe kaum geschlafen und war in aller Herrgottsfrühe auch schon wach:
Blick aus unserem Zimmer am sehr frühen Morgen
Miomarito und ich zogen um 9 Uhr wieder los, erst einmal unser Gepäck wieder zum Auto bringen, denn später würden wir ja Silencias ganzes Zeug auch noch in die Parkgarage tragen müssen
(in die Altstadt reinfahren darf man nicht)
Blick runter in Richtung Parkgarage
Außerdem schlenderten wir über den ... Weihnachtsmarkt?!
Weihnachtsbeleuchtung (wurde laut Silencia gerade aufgehangen)
Weihnachtsdekoration fühlt sich etwas fehl am Platz an
aber es gibt auch viele Stände mit gutem Essen/Lebensmitteln
Hier zum Beispiel
ein Stand mit Gewürzen, wir probieren (!) uns auf Anraten der Verkäuferin durch verschiedene Pfeffer durch und nehmen am Ende einen Patagonia Pfeffer aus Chile (absolut krass, die Beschreibung
hier zum Geschmack passt absolut), einen
langen Pfeffer und einen, der irgendwie nach Zitrone schmeckt (ich glaube
pepe al limone del Bhutan)
nur was der Gewürz-Mix für Brot aus Deutschland ist, vergessen wir irgendwie zu fragen ...
außerdem Pecorino:
(aus der Grotte und der mit Trüffel - so lecker!)
Wir treffen uns dann zum frühen Mittagessen mit Silencia und ihrer Zimmergenossin beim
Porchetta-Stand
Da Peruigia die Partnerstadt von Tübingen ist, gibt es hier auf dem Umbrisch-Provenzalischen Markt im September auch immer einen Stand im Porchetta, außerdem kamen wir damals vor 15 Jahren in Umbrien auf unserem Campingplatz an und es gab dort im Dorf gleich eine Sagra della Porchetta (Spanferkel-Fest), daher war klar, ich essen auf jeden Fall zum Mittagessen ein Panino mit Porchetta - das war sehr lecker, ich favorisiere aber vielleicht immer noch die sizilianischer Version mit sehr viel Zitronensaft.
Noch einmal Ausblick und Sonne genießen:
Silencia und ihre Freundin
(1. November!)
Eigentlich wären wir noch gerne in
das unterirdische etruskisch/römische Perugia hinabgestiegen, aber das geht nur mit Führung, dauert länger und wir hatten einfach keine Zeit mehr. Aber es gibt auch die Rocca Paolina, die Mitte des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Papst Paul III. errichtet wurde und bis 1860 das Symbol der päpstlichen Macht über die Stadt war. da fährt man einfach auch mit der Rolltreppe durch. Ich habe leider kaum Bilder gemacht, aber
hier bekommt man einen ganz guten Eindruck.
Und dann hieß es für Silencia Abschied nehmen.
Wir machten uns auf den Weg nach Verona, wo wir von miomaritos Tante zum Abendessen und "zum Bewundern" ihrer sehr schönen neuen Wohnung eingeladen waren. Das Navi schickte uns dieses Mal auf eine andere Route, zum einen das Tal des Tibers entlang, von wo wir damals immer zu unserem Campingplatz hochfahren mussten (down the memory lane sozusagen) und zum anderen weiter in Richtung Ravenna, sprich Richtung Meer.
Leider standen wir dann kurz vor Ravenna eine Stunde auf der Schnellstraße, weil ziemlich direkt vor uns ein schlimmer Unfall war, und damit mussten wir den kleinen Schlenker an Meer leider streichen, weil wir sonst nicht mehr pünktlich in Verona angekommen wären. Schade :-(
Abendessen Mitten in Verona bei miomaritos Tante und ihrer besten Freundin, Silencia und ich sind so müde, dass uns gegen Ende beinahe die Köpfe auf den Tisch fallen, aber miomarito fährt uns dann noch tapfer an den Lago, wo wir alle sofort ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen auch wieder ganz frühes Aufstehen, wir müssen die Wohnung aufräumen und putzen, Betten abziehen usw. dabei haben wir außer Kaffee schon gar nichts dort gekocht und uns außerdem zum Schlafen (okay, und Kaffee trinken) aufgehalten, trotzdem muss das natürlich sein. Und wir müssen ja zum Abendessen bei miomaritos Eltern in Bopfingen sein, miomaritos Vater will da ja seinen Geburtstag feiern.
Eigentlich wollen wir noch unsere Öl-Vorräte auffüllen, aber trotz passender Öffnungszeiten ist vor Ort niemand, es geht auch unter der angeschriebenen Telefonnummer niemand ans Telefon und wir ziehen unverrichteter Dinge ab. Schnell Sprung in unseren Supermarkt vor Ort, um noch ein paar Sachen einzukaufen und das heißt es schnell, schnell Richtung Autobahn.
Völlig irre, vermutlich wegen des tolles Wetter hat anscheinend halb Italien beschlossen, an den Lago zu fahren, die in erste Linie italienischen Autos stauen sich vom See bis fast zur Autobahnabfahrt (das sind gut über 10 km) - Gott sei Dank, wenn auch schweren Herzens, müssen wir in die andere Richtung.
wir machen dann noch mal bei Tramin halt und kaufen miomaritos Vater Wein zum Geburtstag
Kurz nach 17 Uhr sind wir wie geplant in Augsburg. Ich bin von Brixen bis Augsburg gefahren und die Strecke (wir fahren sonst anders) ist fürchterlich, in Augsburg lassen wir Silencia am Bahnhof raus, sie fährt jetzt mit dem Zug nach Heidelberg, wo ihr Freund ein Basketball-Spiel hat und nicht weiß, dass sie - abgesprochen mit seinen Eltern und seiner Schwester - einen Tag früher aus Italien zurückkommt als er denkt (große Aktion mit Standort "faken", ich musste den armen Kerl von meinem Instagram-Stories sperren usw.). Aber es klappt alles!
Wir kaufen noch schnell Brot beim Bäcker in miomaritos alter Straße, weil der so gutes Brot hat, das wir alle sehr vermissen, seit miomarito nicht mehr in Augsburg arbeitet. Um 19 Uhr kommen wir dann bei miomaritos Eltern an, seine Schwester und ihre Kinder sind schon seit dem Vortrag da, ilfiglio und Tertia seit dem Mittag, es wird die frohe Botschaft überbracht, dass Tertias Koffer im Zug vergessen wurde und bisher haben wir auch nichts mehr von ihm gehört (trotz diverser Suchanfragen usw.). Abendessen und dann falle ich auch schon wieder um ins Bett.
Am nächstens Tag bleiben wir noch zum Mittagessen, dann fahren wir nach Hause, ich bräuchte jetzt dringend ein paar Tage zur Erholung, aber natürlich steht schon wieder das Vorbereiten des nächsten Crêperie-Tages auf dem Plan und die Handwerker (oder auch nicht), die Autowerkstatt, und sonstige Katastrophen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich unbedingt noch mal nach Perugia möchte, das war wirklich sehr schade, dass wir da nur so wenig Zeit hatten, uns fehlen noch die ganzen etruskischen Sachen ... aber ging leider nicht anders. Desweitern hat mich das alles noch mal in meinem Beschluss bestätigt, meinen demnächst anstehenden 50. Geburtstag definitiv nicht zu feiern - mal abgesehen davon, dass ich mit den Kindern (wenn sie denn wollen) - und miomarito natürlich - hier in Tübingen einmal gut essen gehen möchte.
So, und jetzt muss ich das Auto in die Werkstatt bringen ...