Am nächsten Morgen ging es sehr früh los, ich hatte an der Rezeption extra Bescheid gesagt, mir wurde aber versichert, diese sei eh rund um die Uhr besetzt. Als wir dann kurz vor 7 Uhr das Hotel verlassen wollten war nicht nur die Rezeption nicht besetzt sondern auch noch die Hoteltür abgeschlossen. Gott sei Dank steckte der Schlüssel und ich machte mir nur die nächsten 12 Stunde Gedanken, ob das wohl so okay war, dass wir einfach gegangen waren, oder ob ich doch noch etwas hätte bezahlen müssen (war eigentlich alles schon vorher online bezahlt worden)
Leider war die schöne Bäckerei noch nicht offen und so marschierten wir durch den strömenden Regen (Riesenglück mit dem Wetter gehabt) und das langsam erwachende Paris zur Metro-Station
Markt wird aufgebaut
Metro auch leer
Am Gare de Lyon (auch ein erstes Mal) fanden wir dann schnell unseren TGV und machten es uns gemütlich. Weil die Fahrt nach Barcelona SIEBEN Stunden geht, hatte ich gegen einen in diesem Fall geringen Aufpreis Plätze in der ersten Klasse gebucht. Was eine sehr gute Entscheidung war, denn wir hatten nicht nur sehr viel mehr Platz sondern es herrschte auch sieben Stunden lang eher Ruhe statt aufgeregtes Reisegeplapper. Die SIEBEN Stunden sammelt der Zug vor allem hinter Avignon an, da hält er wirklich überall und von der grand vitesse ist nichts mehr zu spüren.
Aber immerhin gibt es da zwischen Avignon und Figueras mal Internet (also das ist echt ausbaufähig, ich werde auch nie wieder über die Deutsche Bahn und das fehlende Internet spotten. Als wir mit dem Auto durch Frankreich gefahren sind, hatte wir immer Netz, auch in irgendwelchen Tälern vor den Pyrenäen oder Käffern auf dem Weg. Aber mit dem Zug klappt das NULL - vermutlich sind es einfach zu viel Leute auf einem Platz die halt ALLE Streamen oder so), Tertia hatte sich in weiser Voraussicht - nicht ohne trotzdem vorher eine kleinen Nervenzusammenbruch wegen des lahmen WLans im Hotel zu bekommen - in der Nacht noch ca. 35 Friends-Folgen herunter geladen, die sie (und ich) dann auf dem Weg nach Barcelona schaute(n).
Und weil wir ja erste Klasse fuhren und ich mir schon ganz toll vorkam, bestellte ich mir dann auch noch mit dem Handy einen Kaffee an den Platz, bezahlt natürlich auch mit dem Handy, das ging und war dann wenigstens etwas 21. Jahrhundert.
In Barcelona hatten wir dann zwei Stunden Aufenthalt, wir hätten zwar auch einen früheren Zug nach Madrid nehmen können, dann hätten wir aber nur 15 min Umstiegszeit gehabt und das war mir zu knapp gewesen. Wir kamen zwar pünktlich an, aber nachdem Frankreich im Gegensatz zu Deutschland ja schon eine Steigerung der Sicherheitskontrollen ist - man wird gleich am Beginn des Bahnsteigs eingescannt, man kommt also ohne gültiges Tickert erst gar nicht auf den Bahnsteig - ist Spanien wirklich der next level und der Unterschied zum Flughafen (jedenfalls in meiner Erinnerung, ich bin fast 20 Jahre lang nicht mehr geflogen) marginal. Man bekommt ca. eine Stunde vor Abfahrt den Bereich genannt, in dem der AVE-Zug abfährt (also Bereich A oder B), dann stellt man sich in die sich sofort formende Schlange (oder es besteht auch schon eine) und muss dann - nach einer gewissen Wartezeit - sein Gepäck durchleuchten lassen, ebenso Jacken, Handtaschen usw. erst dann darf man in den jeweiligen Bereich A (oder was immer, in Barcelona gab es A,B und C). Dann wartet man wieder bis der Gleis durchgegeben wird und stellt sich entsprechend wieder an, dann wird noch mal das Ticket kontrolliert und man darf sich in den Zug begeben. Das dauert also und hätte sich niemals in 15 oder 20 min erledigen lassen. Außerdem, und das finde ich tatsächlich etwas schade, nimmt es doch sehr die Leichtigkeit des Zugfahrens, wo man sich zumindest in Deutschland noch einreden kann, man könnte jetzt einfach in den Zug nach Paris oder nach Rom springen und dort hinfahren - geht ja auch nicht wirklich, aber so vom Gefühl her eben).
[Ich weiß nicht, wann diese ganzen heute vielleicht etwas übertriebenen wirkenden Sicherheitsmaßnahmen eingeführt wurden, aber ich nehme mal an, das war nach den fürchterlichen Zug-Anschlägen in Madrid und damit ist das ja auch verständlich]
In Barcelona am Bahnhof war Tertia dann auch etwas genervt von der Zugfahrerei, das Ganze zieht sich schon sehr - ich hingegen fand es toll, weil Zug fahren ja bedeutet, man muss über Stunden einfach NICHTS machen, KANN nichts machen, darf einfach sitzen und sich entspannen. Wann habe ich das schon mal ;-)
Die Zugfahrt nach Madrid dauerte dann noch einmal 3 Stunden, wir hatten einen AVE, der zwischendurch noch ein paar Mal anhielt (u.a. Saragossa), auf der Rückfahrt bretterten wir in 2,5 Stunden einfach durch.
Zwischen Barcelona und Madrid ist auch eher nichts, da wusste ich, weil wir ja früher auch schon mal mit dem Auto dahin gefahren sind - wobei, ich vermute, eher von San Sebastian kommend, aber es ist ja egal, von welcher Seite man kommt, da ist überall eher nichts - auch kein Internet (ja, es war ein Thema ;-))
Als wir in Madrid am Abend bzw. dem späten spanischen Nachmittag ankamen, erkannte ich den Bahnhof nicht wieder und mir wurde klar, dass zu "meiner Zeit", als ich immer mit dem Regionalzug von Alcalá nach Madrid gefahren bin, es noch gar keine AVE-Züge gab und inzwischen wurde da ein ganzer AVE-Bahnhof dazu gebaut. So alt bin ich schon. Nach einigem Hin und Her fanden wir dann auch meinen Onkel, der uns mit dem Auto abholte. Und da gab's es - wie all die folgenden Abende - ein lustiges gemeinsames Abendessen (also so gegen halb 10) und wir fielen danach um in unser Bett.
Am nächsten Morgen - auch wie jeden folgenden Morgen - standen wir so zwischen 9 und 10 auf, mein Onkel machte uns ein Frühstück, meine Tante schläft sehr schlecht und steht erst später auf, meist dann, wenn wir uns schon wieder auf in die Stadt machten. Ich hatte ja für Tertia eine Überraschung für den Nachmittag angekündigt und ihr nur erzählt, dass wir zum Messegelände müssten (hä?! wieso das?!), davor ging es aber erst einmal ins Zentrum - mit der Metro, auch wie jeden folgenden Tag.
Ausstieg an der Puerta del Sol - wie es sich gehört:
Hier ist der Kilometer Null für die sechs großen Nationalstraßen Spaniens
und zum Schlag dieser Glocke "muss" man an Silvester die 12 Trauben schlucken
(wird live im Fernsehen übertragen, damit sich alle danach richten können)
und weiter zur Plaza Mayor
Arco de Cuchilleros
(Bogen der Messerschleifer)
auf dem Platz spielten übrigens sehr viele kleine englische Jungs Fußball, denn am Abend gab es das Champions League Spiel von Real Madrid gegen Arsenal und anscheinend gibt es auch in England Osterferien, so dass viele Englische Fußball-Fans wohl mit Kindern nach Madrid sind. Das war auch in der Hinsicht witzig, dass alle Madrilienen Winterkleidung trugen (es waren keine 15°C), währen die Engländer in kurzen Hosen durch die Gegend liefen (oder dann doch Amerikaner waren...)
Tertia und ich hatten falsch gepackt bzw. der Wetterbericht hatte vor unserer Abfahrt Temperaturen von um die 20°C (was mit spanischer Sonne dann halt schnell ordentlich warm wird) und Sonnenschein versprochen. Im Endeffekt waren es aber morgens (oder besser - auf Grund des ja im Vergleich zu Deutschland verschobenen Sonnenstandes - bis weit in den Mittag hinein) unter 10°C und am Nachmittag keine 15°C, es sei denn, es schien mal länger die Sonne, dann kamen wir einmal auf 17°C. Sprich, wir froren. Trugen unser zwei Pullis übereinander - und eine Jacke weil es auch noch ziemlich windig war - und froren trotzdem. Am ersten Tag sprach dann der Wetterbericht auch noch von fast durchgehend Regen und ich überlegte mir verzweifelt, was man alle noch indoor machen könnte, aber am Ende hatten wir Glück und es regnete nur, wenn wir eh drinnen waren bzw. vor allem nachts.
Wir suchen in einer Markthalle (Mercado de la Cebada) nach Wärme, schauen uns Gemüse und Obst an und suchen nach Sorten oder Früchten, die wir nicht kennen.
(die müsste ich eigentlich in meinem Tomaten-Sortiment dieses Jahr selbst haben, also schwarze Tomaten und so riesengroße)
joar - keine Ahnung mehr, was das war.
wilder Spargel
Als wir Hunger bekamen wollte Tertia unbedingt Churros essen. In ihrem Spanischbuch, das wohl durchgehend in Madrid spielt, essen alle immer Churros. Jetzt sind Churros ja aber eigentlich ein Frühstück, es war auch für spanischer Verhältnisse nicht mehr Frühstückszeit und so mussten wir ein bisschen nach einem Touristen-Spot suchen, der den ganzen Tag über Churros con chocolate serviert. Tertia war dann ziemlich enttäuscht, sie hatte sich wohl etwas anderes erwartet, ich fand sie auch nicht so toll, denke aber, dass das daran liegt, dass ich früher Churros gegessen habe, wenn wir morgens um 5 Uhr aus der letzten Disko taumelten und da vermutlich eh alles gut geschmeckt hätte - allerdings glaube ich, dass die früher (oder auch in einer anderen Lokalität) mit mehr Fett gemacht wurden (werden).
Da wir die Churros draußen auf der Terrasse essen mussten (innen nur für Mittagessen) waren wir völlig durchgefroren und beschlossen, jetzt einfach Shoppen zu gehen. Ich hatte Tertia versprochen, dass sie sich etwas Kleidung in Madrid ankaufen dürfe (einfach um sagen zu können, das habe ich aus Madrid, die Läden sind ja die gleichen wie bei uns auch) und so zogen wir los, von warmem Geschäft zu warmem Geschäft.
Bevor wir uns dann in Richtung Messegelände aufmachten, holten wir uns dann auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin noch Bocadillos (belegte Baguette), weil ich mich zu meiner Zeit in Alcalá sehr viel von Bocadillos ernährt habe (ich konnte nicht kochen, sie waren günstig und es gab einen sehr gute Bocadillos-Laden an der Plaza Mayor in Alcalá)
bocadillo con jamon y queso
Dann ging es nur Messe und bis wir aus dem Metro nach oben liefen wusste Tertia immer noch nicht, wohin wir wirklich gehen würden und um so größer war die Freude, also sie diese Werbung sah:
Ich hatte echt etwas Schiss, dass das vielleicht eine blöde Abzocke für dumme Friends-Fans sei, aber es war dann wirklich, wirklich nett und lustig und wir hatten viel Spaß. Man läuft durch eine Art Ausstellung mit vielem Informationen zu Friends (Gott sei Dank auch in Englisch ) und dazwischen gibt es immer Nachbauten der Bühnenbilder, in denen man sich dann fotografieren kann.
Tertia am Fenster von Monicas Apartment
Tertia in Monicas Küche mit Rachels Rezept für English Triffle (und Shepherd's Pie)
Also Mords-Spaß für uns beide, Tertia war sehr glücklich und ich hatte mir hoffentlich etwas mehr Spielraum in Sachen wir laufen x Stunden durch die Stadt und schauen uns auch mal langweilige Sachen an erkauft ;-)
Den Rest des Tages schüttete es dann, aber wir waren ja eh in der Friends Experience gewesen und verbrachten den Rest des Tages müde bei meinem Onkel und meiner Tante in der Wohnung.
2 commenti:
Die gelben Früchte sind japanische Wollmispeln -
Nispero de Callosa d’en Sarrià
Danke!
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