venerdì 31 maggio 2024

Reise, Reise II (Antwerpen Teil 1)

Ein weiterer Grund, warum wir mit dem Zug angereist sind, ist der Antwerpen Hauptbahnhof, der auch Eisenbahn-Kathedrale genannt wird, und einer der schönsten Europas sein soll:

Mit dem Bau des Bahnhofes wurde 1886 begonnen, 10 Jahre später war er fertig:

In den 90er Jahres des letzten Jahrhunderts wurde dann beschlossen, den als Kopf-Bahnhof gebauten Bahnhof in einen Durchgangsbahnhof umzuwandeln. Seit 20 Jahren können jetzt auf drei Ebenen Züge durch den Bahnhof fahren. Auch den modernen Teil finde ich gelungen: 


Wir rattern vom Bahnhof mit unseren Koffern zum Büro der Agentur, die uns die Ferien-Wohnung vermietet, und holen dort unseren Schlüssel ab. Ich hatte eine Wohnung Mitten in der Altstadt rausgesucht, die auf dem Fotos schon mal toll und groß aussah (und es dann auch war).



genauso schöne Häuser wie in Brüssel

aber erkennt aber schön an den ganzen Marien-Statuen, dass wir im katholischen Flandern sind

wir "ziehen ein"


Blick aus dem Fenster auf die Jeruzalemstraat mit Marien-Statue

Wir ziehen gleich wieder los, die Sonnen scheint (lange!), das wollen wir nutzen und uns einen ersten Eindruck von der Altstadt verschaffen. Außerdem ist auch hier der Pfingstmontag ein Freiertag und alle Geschäfte zu, so dass wir Essen gehen müssen statt die Küche im Apartment ausprobieren zu können.

gotische Zunfthäuser auf dem Grote Markt 


Das Rathaus (Stadthuis) mit dem Brabobrunnen

(Auf dem Brunnen sieht man den Riesen Antigoon und den römischen Helden Brabo. Man erkennt, wie Brabo die Hand des Riesen, die er gerade abgeschnitten hat, in die Schelde wirft. Dieses "Handwerpen" ist angeblich der Ursprung des Namens Antwerpen ist)

Noch mehr Zunft- und Händlerhäuser, die heute alle Kneipen oder Restaurants beherbergen
Im Hintergrund links sieht man schon ein bisschen von der Kathedrale

Die Kathedrale (Onze-Lieve-Vrouwekathedraal) gilt als gotisches Meisterwerk, ist aber nur in kleinen Teilen wirklich gotisch, wurde x-mal zerstört, eh nie zu Ende gebaut und dann im 20. Jahrhundert vollendet (bis auf den rechten Turm) - drinnen hängen diverse Rubens, deshalb muss man pro Person 12 Euro Eintritt bezahlen und das haben wir uns dann gespart.

Mein erster Eindruck von Antwerpen ist, dass die Stadt am Meer liegt, vom Licht her, aber das stimmt gar nicht, trotzdem hat man den Eindruck, da drüben müsste irgendwie ein Stand/ein Meer kommen - es ist aber nur die Schelde (von deren Existenz ich bis zu unserem Besuch auch keine Ahnung hatte ...)

Die Schelde - und der Grund dafür, dass Antwerpen den zweitgrößen Hafen Europas hat
(irgendwo dahinten - dazu später mehr)

Auf der Suche nach einem Restaurant schlendern wir noch durch die Straßen der Altstadt und landen dann in einem thailändischen Lokal, das leckeres, aber komplett unscharfes Essen serviert - aber das Kind ist glücklich 

Am nächsten Morgen geht es nach einem Filterkaffee (! Ich war völlig überfordert, weil ich völlig verschlafen vor der Kaffeemaschine stand und erst einmal nicht mehr so richtig wusste, wie das geht ... ist bestimmt über 20 Jahre her, dass ich das letzte Mal einen Filterkaffee "aufgesetzt" habe) ins  Museum Plantin-Moretus. Dieses Jahr hatte eher miomarito das Programm geplant, ich kenne Belgien eigentlich gar nicht, ich war zwei Mal in Brüssel gewesen, einmal quasi geheim mit miomarito, der damals noch nicht mal mein offizieller Freund war, bei unserem Brüssler Freund (damals noch nur miomaritos bester Freund) und dann auf der Hochzeit eben unserer Brüssel Freunde und beide mal lag da der Schwerpunkt nicht auf der Geschichte Belgien oder gar Flanders und wirklich was angesehen haben wir uns da auch nicht; während miomarito eben schon öfter (auch beruflich) dort war. Also das Museum Plantin-Moretus:

Das Museum ist das Wohnhaus und die Buchdruckerei, die auf Christoph Plantin, einen Buchdrucker und Philosophen des 16. Jahrhunderts zurückgeht. Die Buchdruckerei ist komplett erhalten und wohl die älteste - erhaltene - der Welt. Das Museum ist wirklich beeindruckend (das erste Museum das Weltkulturerbe wurde), alles sehr gut gemacht, nur gibt es unendlich viel zu sehen. Man bekommt ein Bändchen uns Handgelenk, kann das Museum jeder Zeit verlassen und am gleichen Tag wieder kommen (erst fand ich das etwas komisch, dann wurde mir klar, wie groß das Museum ist und es außerdem gar kein Café oder Restaurant besitzt - und dann macht das alles plötzlich sehr viel Sinn)

Wohngebäude mit (links) Harry Potter likem sprechende und sich bewegendem Bild
(das Mädchen mit dem roten Buch)


Die Liste der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher (1569)


Links Altgriechisch, rechts Latein


Die alte Druckerei


mit den alten Lettersätzen


Die Druckerei hat damals nicht nur auf Latein, Altgriechisch oder Flämisch gedruckt, sondern zum Beispiel auch auf Altsyrisch: 


Noch abgefahrener fand ich den Hinweis, dass Ogier Ghislain de Busbecq (ein flämischer Gesandte der Habsburger) im 16. Jahrhundert auf der Krim war und dort noch (Krim)Gotisch (!) gesprochen wurde (das ist für eine gelernte Mittelalter-Historikerin schon ein WTF-Moment) und jetzt beim Verlinken auf den Wikipedia Artikel lese ich, dass dieser Typ auch noch die ersten Tulpenzwiebeln nach Flandern (und den ersten Flieder) eingeführt hat, die er als Gesandter vom osmanischen Sultan in Ankara geschenkt bekommen hatte.


Es gibt auch gotische Lettersätze, aber die Texte sind die altbekannten aus dem 4. Jahrhundert (Das Vater unser und Teile der Bibel, dafür wurde damals das gotische Alphabet überhaupt erst entwickelt)

Im Prinzip geht so endlos weiter, lauter Texte, Bücher, Karten und Zeichnungen, die alle sehr wichtig und berühmt sind, es gibt viel zu Medizin und Biologie, nur habe ich da wenig Ahnung. Bis auf das New Kreüterbuch von Leonhart Fuchs, der als Begründer der modernen Botanik gilt und hier in Tübingen Professor war. 


die private Bibliothek der Familie


noch mehr Räume, noch mehr faszinierende Drucke, aber wir können nicht mehr (und auch Tertia streikt langsam aber sicher)


Stadtplan von Antwerpen

Wir laufen durch die letzten Ausstellungsräume nur noch durch. Wenn wir noch einmal nach Antwerpen kommen, dann müssen wirklich einen ganzen Tag (und keine Teenager) für das Museum einplanen, inklusive einer auswärtigen Mittagspause, sonst ist das nicht zu schaffen bzw. auch nicht wirklich zu würdigen. Sehr schön übrigens auch der dazugehörige Innenhof/Garten:




So, jetzt aber erst mal was zu Essen: 


und ehrlich gesagt, war's das dann mit Frietje - wir hatten dieses Mal alle unterschiedliche Saus, aber es  sind halt doch einfach nur unterschiedliche Mayonnaise ... wir nehmen uns vor, am letzten Tag in Belgien dann noch mal Pommes zu essen, vergessen das dann aber auch (gerne) und selbst Moules Frites möchten wir dann nicht mehr essen bzw. das kann man ja problemlos daheim machen. Die Belgische (flämische) Küche ist eher ... nicht vorhanden bzw. lockt uns nicht so richtig, aber es gibt unglaublich viele Restaurants anderer Küchen. In den Supermärkten, das merken wir dann am Abend, gibt es allerdings dezidiert nichts französisches (keinen französischen Käse, kein Baguette, das als solches erkennbar ist) einen eher übersichtlichen Bereich italienischer Dinge (miomarito bekam Panik, als er auf der Suche nach Passata oder Pelati war, gab's dann aber unten ganz hinten doch). Im Brotbereich orientiert man sich auch nicht an Deutschland, es gibt eh sehr wenige Bäckereien, die verkaufen dann ein Kastenweißbrot und ein Kastenvollkornbrot und etwas, von dem sie behaupten es sei Baguette ... Jedenfalls die, die wir gefunden haben - oft waren die auch geschlossen, weil in der Altstadt die meisten Geschäfte zwischen 18 und spätestens 19 Uhr schließen und das in Kombination zum nord-westlicheren Sonnenstand bei uns dazu führte, dass wir eh immer zu spät dran waren.

Nach dem Pommes-Stop ging's dann weiter zum Wasserbus :-)


Miomarito wollte eigentlich eine Hafenrundfahrt machen, was sich aber als sehr teure Unternehmung herausstellte und weil das Wetter inzwischen sehr schlecht war, dachten wir uns, wir fahren einfach mal eine Runde mit dem Wasserbus - der fährt jede halbe Stunde die Schelde hoch bzw. runter und man kommt dann schon recht nah an den Hafen, der von Antwerpen aus Richtung Meer liegt.




Wir fuhren fast bis zur Endstation mit, bei Fort Liefkenshoek steigen wir aus, dort gibt es eigentlich ein Museum, aber das war heute an dem Tag geschlossen. Das wussten wir, dachten uns aber, wir laufen da einfach mal eine Runde und schauen uns von dort den Hafen an. *yoar*


vom Hafen sah man im Prinzip leider gar nichts (also keine Schiffe, kein Ent- oder Beladen)
dafür spazierten wir  eine gute Stunde durch den wohl größten (oder zweitgrößten, je nach Quelle) Chemiepark der Welt
(Euphemismus für Raffinerien)


Atomkraftwerk hat's auch


Und krass, wie die ganzen Windräder die Landschaft verschandeln.

Es fing dann an zu schütten, die Stimmung kippte endgültig und wir sprinteten dann zurück zum Anleger, um den Jetzt! Sofort! ablegenden Wasserbus noch zu bekommen (und nicht im strömenden Regen eine halbe Stunde auf den nächsten warten zu müssen). Die Rückfahrt war dann wieder sehr interessant, weil mit dem Bus auch die Hafenarbeiter*innen und die Schiffsbesatzungen nach Antwerpen reinfahren und man plötzlich mit der ganzen Welt bzw. vermute ich mit dem eher armen Teil der Welt zusammen im Wasserbus fuhr. Südamerikaner*innen, Afrikaner*innen und Männer aus ... vielleicht China, aber vielleicht auch dem sehr östlichen Russland ... es gibt sogar Fahrten des Busses, der ausschließlich für Besatzung und Hafenarbeiter*innen ist und wo man dann als normaler Tourist oder Antwerpener*in gar nicht mit darf. 

Wieder an Land machten wir uns auf die Suche nach dem Sint-Annatunnel. Da hatten wir eigentlich schon vor unserer Bootsfahrt hingewollt, aber den Eingang nicht gefunden. Der Tunnel wurde in den 1930er Jahre gebaut, steht unter Denkmalschutz und führt unter der Schelde durch. Das wollten wir natürlich sehen. Der Eingang befindet sich übrigens in diesem Gebäude und wenn man es nicht weiß, kann man das schon verpassen. Es war recht schwer Fotos zu machen, denn der Tunnel und die dazugehörigen hölzernen Rolltreppen werden fleißig genutzt. Letztere übrigens auch von Fahrradfahrern (es gibt inzwischen auch einen modernen Aufzug, aber es scheint schneller zu gehen, wenn man die Rolltreppe benutzt, auch mit dem Fahrrad)





Der Tunnel an sich ist dann weniger beeindruckend, sieht man mal davon ab, dass er eben unter einem ja doch nicht kleinen Fluß durch geht, aber im Prinzip sieht er genauso aus, wie der Fahrradtunnel hier in Tübingen, nur dass der eben durch einen Berg geht (und etwas jünger ist).


Wir sind dann gar nicht mehr auf die andere Seite gelaufen, sondern haben wie schon erwähnt in einem Supermarkt Abendessen eingekauft und zu Hause gemütlich gekocht.

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