sabato 17 giugno 2023

Reise, Reise VI

Wie befürchtet kommt am Morgen die erste Durchsage um 5:30 Uhr (Ankunft in Neapel 7:30 Uhr) ... *gähn* leider hat - entgegen meiner Hoffnung - der gestrige Ausfall des Computer-Systems nicht dafür gesorgt, dass die Fähre erst später ablegen konnte und damit vielleicht auch später in Neapel ankommen würde ...

Aber schöner Blick aus dem Kabinenfenster

Neapel im Morgen-Grau ;-)

Um 7:30 Uhr sind wird dann auch von Bord, alle ziemlich müde und unausgeschlafen, wir geben unser Gepäck am Hafen in die Gepäckaufbewahrung und machen uns auf in die Stadt. Ilfiglio erklärt gleich, dass er alleine losziehen will und verschwindet sofort (er war ja vor 2 Jahren schon mal hier). Der Rest macht sich auf, eine Bar zu finden, wo man irgendwas kleines zu essen bekommt - und Caffè!! Wir können nicht vor 14 Uhr in unsere Apartment in Pompeji ... eigentlich hätte ich ja gerne etwas direkt in Neapel gebucht, aber da kostete an diesem Wochenende alles so um die 1000€, weil: letzter Spieltag der Serie A und Napoli ist ja nach 30 Jahren wieder italienischer Meister geworden und da wollen alle dabei sein (wir auch ...) - also blieb nur Pompeji, da aber nah am Eingang zu den Ausgrabungsstätten. 

Egal, jetzt müssen wir erst einmal den Tag rumbringen, praktischerweise hat eine alte Studien-Freundin von uns mal für ein paar Monate in Neapel gewohnt und uns eine Liste mit Dingen geschickt, die wir uns ansehen sollen (Neapel war erst eigentlich nicht als Aufenthalt geplant, wir wollten ursprünglich gleich weiter nach Rom fahren, aber dann dachten wir uns im Anfang Mai plötzlich okay, Meisterfeier und überhaupt, übernachten wir 2x dort - und sind nur so halb auf die Stadt vorbereitet).


Die erste "Landmark" auf die wir in Neapel treffen ist das Castel Nuovo direkt am Hafen. Und ich denke noch, cool, wie abgefahren, da hängt tatsächlich eine "Italienischer Meister"-Fahne (ich ahnungsloses Kind ;-))

Aber erst geht es mal durch die Galleria Umberto I. (um 1890)


die Geschäfte sind alle noch geschlossen, in den Ecke schlafen noch die Obdachlosen


Am Ende der Galleria trifft man auf das Teatro di San Carlo (das größte und berühmteste Opernhaus Neapels) und auch hier hängt ein Banner: 
Opera delle opere. Campione d'Italia
Das Werk der Werke. Italienischer Meister! 
(auf deutsch funktioniert das Wortspiel mit der Oper natürlich nicht)

Und dann geht es erst richtig los: 


So sehen fast alle Straßen in der Innenstadt aus, überall diese hellblauen und weißen Plastik ... Streifen und ein Transparent nach dem anderen. Wir laufen zur funicolare centrale und fahren mit der Stand-Seilbahn nach oben - auf dem Ticket: Natürlich die italienische Meisterschaft:


Unsere Freundin hatte geschrieben, wir sollten unbedingt zum Castel Sant’Elmo gehen, was wir dann einfach machen, weil wir für eigene Entscheidungen eigentlich viel zu müde sind: 


Das Castell wurde im 14. Jahrhundert von den Anjou erbaut, in seiner jetzigen Form stammt es aber aus dem 16. Jahrhundert, da liess es der spanische Vizekönig umbauen


So richtig fotografisch dokumentiert habe ich das ganze Ding aber nicht, eigentlich waren wir auf der Suche nach einem Garten, den den hier geben sollte, aber den fanden wir nicht und so genossen wir einfach die Aussicht und setzten uns dann in einen der Bögen (weil sonst kein Schatten) und verspeisten unsere Reste von Obst, Brot, Käse und Gemüse aus Palermo.


Blick nach Süden aufs Meer, der Golf von Neapel  (alles etwas diesig)


und nach Osten - dort wo die Wolken sind ist der Vesuv - man sieht ihn nur nicht



und eins wird auch auf den ersten Blick klar: Neapel ist riesig
(Neapel hat offiziell nicht ganz 1 Million Einwohner in der eigentlichen Stadt, in der Metropol-Region sind es aber 3 Millionen und die merkt man deutlich)

Als wir aus dem Castell wieder rauslaufen ist die Schlange an der Kasse ewig lang und so hat unsere frühe Ankunft in Neapel immerhin den Vorteil gehabt, dass wir nicht anstehen mussten. Der nächste Punkt auf der Liste unserer Freundin ist das danebenliegende ehemalige Kloster Certosa di San Martino, es gilt nicht nur als das Hauptwerk des neapolitanischen Barocks, sondern als ein Meisterwerk des Barocks überhaupt. 


Viel wichtiger aber, das ehemalige Kloster hat natürlich einen ehemaligen Kreuzgang mit großer Wiese und da setzen und legen wir uns in bester Interrail-Manier einfach mal eine Runde hin. 



Die Mönche wurden im Kreuzgang begraben, drumherum wurde dieser "Zaun" mit lauter Totenköpfen gebaut ... nun ja.

In der Zwischenzeit fragt ilfiglio x-mal nach, wo wir denn seien, wann wir uns treffen könnten und er habe kein Geld usw. (wenn man auch einfach schnell wegrennt). Also schauen wir uns noch schnell ein bisschen um u.a. besteh ich darauf, dass wir in die Krippensammlung gehen  - ich war als Jugendliche mal in München in der Krippensammlung und fand die kurioserweise toll, Neapel ist ja wegen seiner Krippen wirklich bekannt (hier ein Wikipedia-Artikel, der das ganz gut zusammen fasst) und so schauten wir uns Mitten im Sommer Krippen an:



Und dann geht es zu Fuß runter in die Stadt


und überall natürlich: Maradona! Gerne mit Heiligenschein.


es geht ewig runter  - in die Quartieri Spagnoli, eng, alt, früher ganz verrufen, inzwischen etwas gentrifiziert


und unten ist die Hölle los. Leider habe ich keine Bilder, erstens, weil ich nicht einfach Bilder mit 1000 Leuten drauf machen wollte, zweitens war ich einfach viel zu müde und drittens hätten man eigentlich Videos machen müssen, um die Menschenmassen und den Lärm richtig rüber zu bringen. Porca misera, so was hatte ich noch nicht erlebt. 
Es ist so irre, dass wir dann einfach beschliessen, uns in die nächst beste Bar zu setzen, damit wir mal sitzen, dass alle was zu Essen bekommen, die Eltern außerdem ein Glas Weißwein für die Nerven und dass wir ilfiglio die Adresse durchgeben, damit er auch kommen kann.


Von meinem Wein habe ich dann aber gar nicht viel abbekommen, denn in der Bar findet man mit Karte zahlen nicht so toll (...) und so gehe ich los, um nebenan bei der Bank schnell Geld abzuheben - die dann aber kein Bargeld mehr hat. Die nächste Bank auch nicht. Die übernächste Bank auch nicht. Ein netter Neapolitaner (wobei man sagen muss, das eigentlich alle Süditaliener*innen sehr nett und hilfsbereit sind - solange miomarito nicht erwähnt, dass sein Vater Norditaliener ist) zeigt mir dann die vierte Bank, wo nur noch ein Automat funktioniert und ich mich mit vielen anderen Neapolitanern gottergeben in die Schlang einreihe (immerhin echtes "authentisches" Alltagsleben mit Einheimischen ...), ich habe noch drei Leute vor mir (und eine gute Stunde nachdem ich zum Geld abheben aufgebrochen bin hinter mir) als auch hier das Geld ausgeht. Alle meinen es sei un gran casino! Und wegen des verlängerten Wochenendes plus Meisterschaft eigentlich wie an ferragosto. Gut, müssen wir halt mit Karte zahlen - oder gar nicht ;-)

Ich laufe ewig zurück zur Bar, durch den ganzen Meisterschafts-Wahnsinn (morgen ist das letzte Spiel)


Alle fünf Meter ein Stand, an dem man Trikots und Fahren kaufen kann


(Mailänder Nummernschild)


Dass Fußball in Neapel einen religiösen Stellenwert hat, kann man leicht erkennen


(also ich komme ja aus einer Fußball verrückten Stadt, wo Fußball so eine Art Ersatzreligion ist, aber hier wird das ja beides als Religion erst genommen...)


Miomarito kauft sich noch ein paar Schuhe und dann geht es zurück an den Hafen, unser Gepäck holen und dann mit dem Bus, der Gott sei Dank direkt vor der Gepäckaufbewahrung abfährt, nach Pompeji.


Pompeji ist dann leider auch eher anstrengend, von der Bushaltestelle sind es noch 2,5 km zu unsere Wohnung, inzwischen ist es doch so was um 18 Uhr, wir sind alle müde, miomarito hat die falsche Adresse, außerdem gibt es die Straße zweimal, so was wie Bürgersteige nur hin und wieder und wir laufen viele Extra-Minuten und sind dann Gott froh, endlich, endlich "zu Hause" zu sein.



Während all unsere anderen Unterkünfte ja ideal lagen, ist diese hier zwar nah an den Ausgrabungen, zu sonst aber nichts und wir sehen uns außer Stande, jetzt noch mal loszulaufen und mehrere Kilometer weiter weg einen Supermarkt aufzutreiben, um Essen einzukaufen. Also brechen wir erst einmal zusammen, beschließen dann a) Essen zu gehen und b) dass wir ganz sicher nicht wie von miomarito vorgeschlagen jetzt noch schnell (!) ans Meer laufen.


Wir landen am Abend in der Cantine von Plinius (es konnte nicht geklärt werden ob des jüngeren oder des älteren ;-)) es gab anständige Pasta, aber das Ganze war doch eher teuer (obwohl weder die Location, direkt an der großen Straße, noch das Essen irgendwie besonders waren, aber das ist vermutlich einfach der Touri-Pompeji-Aufschlag) - aber hübsch anzusehen (ich mach ja sonst nie Fotos in Restaurants)


Abends dann auf dem Heimweg sehen wir endlich mal den Vesuv

[wenn man mit dem Zug von Neapel nach Pompeji fährt, das wusste ich noch von meinem letzten Aufenthalt hier, fährt man ja um den Vesuv herum (deshalb heisst die Bahn auch Circumvesuviana), mit dem Bus ging es heute aber über die Autobahn und der hatte eh so verdunkelte Scheiben, dass man kaum was raus sehen konnte]
 


Zu Hause alles schnell, schnell ins Bett - morgen früh wollen wir uns die Ausgrabungen in Pompeji anschauen, die Tore werden um 9 Uhr geöffnet, morgen ist der erste Sonntag im Monat und damit sind in Italien alle Museen usw. kostenlos. Außerdem - das war klar - soll es morgen zum ersten (und einzigen Mal) auf unserer Reise richtig warm werden (27°C) - und Pompeji ist ja bekannt für seine lauschigen schattigen Straßen und Plätze ... [Im Großen und Ganzen können wir uns wirklich nicht über das Wetter beschweren, die zwei verregneten Nachmittage in Sizilien waren blöd, aber sonst hielt das Wetter immer und es hätten ja auch locker 10-15°C mehr sein können und dann wären bei unserem Programm zumindest ilfiglio und Tertia gleich zusammengeklappt]

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