domenica 13 marzo 2022

Bienvenue!

Die letzten 20 Tage hatten es ja nun wirklich in sich, da überfällt Russland die Ukraine, wir bekommen Corona und das, was eigentlich so als aufregendstes Ereignis anstand (bzw. wir ja vor ca. 14 Tagen erst beschlossen hatten), passierte jetzt eher so im Vorübergehen, der Austausch-Franzose ist da!

Wie gestern kurz erwähnt, alle Corona-Familien-Mitglieder sind inzwischen wieder negativ, Quarantäne hatten sie eh hinter sich und so konnten wir ruhigen Gewissens "LaRochelles" gestern vom Bahnhof abholen. Genauer gesagt, Vater und Sohn. Wir hätten uns coronatechnisch auch gar nicht so viel Gedanken machen müssen, beide Eltern sind Ärzte und die Mutter arbeitet auch irgendwie in der Corona-Forschung, also wissen sie schon, was sie tun. Miomarito ist allerdings keinesfalls wieder fit, muss sich immer wieder hinlegen und ausruhen, hat sich natürlich schon längst selbst LongCovid (mindestens!) diagnostiziert (miomarito hat eigentlich ein Google-Verbot in Sachen Krankheiten, weil er sich immer ganz sicher ist, dass er das schlimmstmögliche hat, aber bei Corona bekommt man natürlich alles auch so mit) - Spaß bei Seite: fit ist was anderes und das ist natürlich unschön. Tertia merkt gar nichts mehr, ilfiglio hingegen meinte heute, Fahrrad fahren sei noch nie so anstrengend gewesen wie zur Zeit und dass auch er hofft, dass es bald wieder besser geht. 

So, aber jetzt zum Austausch, wir - Silencia und ich - haben die beiden also gestern vom Bahnhof abgeholt, das Gepäck in drei (!) Schließfächern verstaut (am Tübinger Bahnhof gibt es anscheinend nur kleine Schließfächer) und sind dann gemeinsame eine Runde zur Schule und durch die Stadt gelaufen. An einem Samstagnachmittag mit Sonnenschein ist Tübingen natürlich extra-hübsch und dann kann man auch Leute aus La Rochelle (bzw. den Vater, der eigentlich aus Paris kommt) beeindrucken (un peu comme Colmar - oder so ähnlich, ich kann ja kein Französisch). Jedenfalls kam das schon mal gut an, dann ging es zurück zum Bahnhof, Gepäck abholen und dann mit dem Bus (Le samedi, c'est gratuit! - ich habe nur vergessen zu erklären, wie wichtig so etwas für SCHWABEN ist ;-)) raus zu uns aufs Dorf. Unser Haus mit Kirche und Schloss und Sonnenschein ist natürlich auch toll, also besser hätte es nicht sein können.

Dann haben wir quasi zusammen gekocht, uns sehr gut unterhalten (auf englisch), und es ist schon kurios, weil das ja eine "Vermittlung" über x Ecken und absolut ohne Vor- oder überhaupt Angaben war, und es passt einfach sehr gut, als hätten wir uns mit x Bewerbungen gegenseitig ausgesucht. Der Austausch-Franzose erinnert in vielen Dingen und auch aus Gründen an einen jüngeren ilfiglio, wir Erwachsenen berichteten uns gegenseitig über Balkan-Abendteuer, besprachen kulinarische Vorlieben, diskutierten mal kurz von Wir schaffen das! über Gelbwesten, Krise des Gesundheitswesen bis hin zu  Öl- und Gasabhängigkeiten und was weiß ich was durch und ja, das passt. Einzig bei der interessanten Migrations-Hintergrund-Karte mussten wir (also ich hab ja außer einem jüdischen Urgroßvater - der ja nicht irgendwie migriert ist - und einer elsäßischen Urgroßmutter so gar nichts anzubieten, aber miomarito immerhin Italien), aber die Familie der Mutter des Austausch-Franzosen ist ursprünglich aus dem Iran, ihre Eltern haben sich in Frankreich beim Studium (wenn ich es richtig verstanden habe) kennengelernt, lebten davor aber - ich weiß nicht mehr genau wer wo -  in Afghanistan, Tunesien, Ägypten und Eritrea (deshalb spricht und kocht die Großmutter auch u.a. italienisch), absolut faszinierend. 

So, und jetzt geht der Austausch-Franzose die nächste Woche zusammen mit Silencia in die Schule, ein Arrangement über das er (und sein Vater) recht glücklich zu sein scheint, und danach heisst es für Silencia auf nach Frankreich - das wird bestimmt nicht ganz leicht, denn der Austausch-Franzose hat seit vier Jahren Deutsch in der Schule, Geschichte und Geographie werden auch auf Deutsch unterrichtet und am Ende hat er dann Abi und Bac - das gleiche macht der älteste Sohn vom Crêpier übrigens hier in Tübingen, nur eben anders herum und als französischer Muttersprachler - während man mit dem Austausch-Franzosen zwar recht gut kommunizieren kann (aber Oh là là da ist noch viel Platz nach oben), kann Silencia ja nur ... nein, eigentlich kein Französisch ... feststellbar dadurch, dass ich Fragen des Vaters (auf Französisch) verstanden habe (via Englisch, Latein, Italienisch und Spanisch) und sie nicht ...  also das wird für sie bestimmt ... interessant. Das Gute, weil fast alle aus der Klasse des Austausch-Franzosen zur Zeit in Deutschland sind (alle müssen für mindestens 3 Monate nach Deutschland), sind in der Klasse, in die Silencia dann ja kommt, nur 10 Schüler:innen und ich hoffe mal, dass man dann auch etwas Zeit hat, sich um sie zu kümmern. Außerdem hat der Austausch-Franzose zwei Schwestern, eine ist so alt wie Tertia (und sieht auch fast so aus wie sie) und eine so alt wie ilfiglio. 

Tertia ist übrigens untröstlich, dass Silencia für etwas mehr als zwei Monate nach Frankreich geht, war etwas irritiert vom Austausch-Franzosen: Mama, der spricht so viel! (Tertia spricht eigentlich ununterbrochen, aber ja, vielleicht spricht er sogar mehr als sie, seine kleine Schwester hat angeblich in jedem Zeugnis seit der 3. Klasse stehen, dass sie zu viel redet - Tertia darf seit neustem länger ins Turn-Training - aber nur, wenn sie nicht mehr so viel redet! Ich sehe weitere Austauschmöglichkeiten ;-)) und plant, ihm eine Schwarzwälder Kirschtorte zum Geburstag zu backen, weil Mama, das ist ja schon schrecklich, der ist an seinem Geburtstag ja gar nicht zu Hause!!! Außerdem waren wir - also der Austausch-Franzose und ich - heute beim Crêpier, zum einen, damit er - also der Austausch-Franzose -eine französisch-sprachige Anlaufstelle hat (die Frau des Crêpiers) und zum anderen, weil dort der zweitälteste Sohn auch einen Austausch-Franzose hat, und so ehrgeizige unser Austausch-Franzose auch ist (Ich will nur deutsch sprechen!), ich denke, es ist nicht schlecht einen gleichaltrigen Landsmann zur Seite zu haben (die beiden werden morgens zusammen mit dem Rad in die Schule fahren), mit dem man eben auf dem Schulweg mal - notfalls  - kurz über die komischen Deutschen abkotzen kann. Und apropos Radfahren ... und komische Sachen in anderen Ländern ... der Junge kann Rad fahren, gerade so, mehr aber auch nicht, miomarito hat ihm sofort das ihm angedachten Rennrad wieder abgenommen, er bekommt jetzt miomaritos Ich-fahr-nur-zum-Bahnhof-Rad, Silencia (Rennrad) plant morgen die doppelte Fahrzeit ein und ich vermute, er wird uns morgen Abend nachdem ersten Schultag auf Deutsch und 12 Fahrrad-km in den Beinen einfach beim Abendessen zusammen klappen.

6 commenti:

Nadine ha detto...

oh das klingt so toll. Ich wünsche Euch eine schöne Zeit!

Anonimo ha detto...

Wie schön, dass ihr einen guten Start hattet und es zwischen euch und den LaRochelles so toll passt! Da sind die Sprachschwierigkeiten nur halb so schlimm, Silencia und euer Austauschfranzose werden bestimmt eine super Zeit haben. Und hey, am Ende spricht er fließend Deutsch und kann gescheit Fahrrad fahren, was will man mehr? ;-)

LG Sarah

Wolfram ha detto...

Junge Franzosen fahren nicht mit dem Rad... bei dem Verhalten der Autofahrer, wenn sie auf Radler treffen, ist das auch leider verständlich.
Aber in 14 Tagen wird er das Radfahren raus haben.

Anonimo ha detto...

Das klingt nach einem tollen und entspannten Start. Auf die künftige Redezeit von La Rochelle und Tertia bin ich gespannt :).

Liebe Grüße,
Ina

Anonimo ha detto...

Und wie geht es dem jungen Austausch-Franzosen mittlerweile mit seiner ''Tour de vélo"? Vielleicht entdeckt er da ein ganz neues Hobby.

Meine Freundin war damals schockiert, als sie zum ersten Mal sah, dass ihre Austausch-Französin das Nutellabrot in den Kaffee getunkt hat. Solche ''Unsitten'' (tremper dans le café) kannten wir damals in den 90ern in der Provinz noch nicht. ;-)

IO ha detto...

@all: Danke!

@anonimo: Er trink keinen Kaffee, also keine Ahnung ...wir haben uns aber schon darauf geeinigt, dass Menschen, die Nutella mit Butter aufs Brot tun, komisch sind - länderübergreifend ;-)