martedì 20 giugno 2023

Reise, Reise IX

[Hier hat es heute Nacht zum ersten Mal seit über drei Wochen geregnet! Im Vergleich zu hier war Italien übrigens unglaublich grün, der Po und Tiber Rand voll und ich habe, glaube ich, noch nie so ein grünes Italien gesehen (keine Ahnung, ob der viele Regen und die niedrigen Temperaturen jetzt im Frühjahr die Wasserproblematik nur übertünchen oder ob es wirklich die Reservoirs wieder gefüllt hat, vermutlich ja nicht, aber es war schön anzusehen)]

Der Morgen startet wieder mit strahlendem Sonnenschein, mit Mathe und dann etwas Pool und Meer. Tertia ist nicht gerade begeistert, dass sie heute schon wieder Kirchen anschauen und in die große Stadt soll, aber wir locken mit Eis. 

Erst einmal stehen wir aber einsam an der Bushaltestelle vor unserem Campingplatz. Miomarito machte sich schon über mich lustig, weil ich meinte, schnell, schnell, der Bus kommt gleich, sonst verpassen wir den - weil es kommt natürlich erst mal kein Bus, der Fahrplan ist wohl eher so ein Vorschlag ... wir warten also und warten und warten ... irgendwann kommt aber ein Bus und bringt uns zum Bahnhof Cristoforo Colombo. 

Von dort fahren wir mit dem Zug, der eher eine S-Bahn ist, nach Rom, wir steigen bei Basilica San Paolo aus, um erst einmal eine Apotheke zu suchen, da Tertia seit zwei Tagen einen komischen Ausschlag hat, irgendwas zwischen Sonnenallergie und Hitzepickeln und deshalb auch die ganze Zeit (siehe andere Post) mein weißes Leinen-Hemd trägt (und auch gar nicht wieder hergeben will ;-)). Wir bekommen eine Creme und machen uns dann auf zur Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le mura) . Ich kannte die gar nicht, miomariot hatte die Idee, dort ist tatsächlich (also inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen, soweit man das kann) Paulus begraben und das ganze ist ein Teil des Vatikans (außerhalb des Vatikans).  

Heute kommt dann auch endlich das Tuch zum Einsatz, dass wir Silencia in Siena gekauft haben, weil sie altenentsprechend bauch- und schulterfrei unterwegs war und wir dachten, dass wir in den Dom gehen. Ich hatte extra noch vor Abfahrt zu Hause darauf hingewiesen, dass irgendwas leichtes zum Drüberziehen sinnvoll sei, aber ... jetzt halt Tuch (ich weiß das nur zu gut, weil ich mir eben vor 25 Jahren in Rom einen langen Rock kaufen musste, nachdem ich schon in der Schlange gestanden hatte, um in den Petersdom zu kommen, weil altersentsprechend waren alle meine Röcke sehr, sehr kurz)

Die Kirche ist schon beeindruckend, auch wenn das alles mal im 19. Jahrhundert abgebrannt ist und neu aufgebaut worden, aber Kaiser Konstantin hatte die Kirche im 4. Jahrhundert in der gleichen Größe gebaut, das ist schon .. groß für so eine neue Religion damals. 

Der Bogen vorne ist ein Geschenk der Kaiserin Galla Placidia (Tochter des römischen Kaisers Theodosius I, war faktisch mal Regentin des weströmischen Reiches - interessante Person)  und darüber die Mosaike sind die einzigen erhaltenen aus der Zeit vor dem Brand (13. Jahrhundert)

Der Rest ist auch interessant, viele Geschenke von Herrschern aus der ganzen Welt (vom Zar, vom ägyptischen Vizekönig usw.)

Rund um den Innenraum läuft ein Band mit Bildern aller Päpste (das findet Tertia sehr interessant), der Legend nach kehrt Jesus wieder, wenn es keine Platz mehr gibt - deshalb wurden Ende des letzten Jahrhunderts - als nur noch drei Plätze frei waren - neue geschaffen. Es gibt jetzt noch Platz für 26 Päpste. *puh* ;-)

und hier hinter dem Gitter liegt Paulus
(oder ein anderen Mann aus dem 1. Jahrhundert)

Wir essen schnell was in der gar nicht so teuren Cafeteria der Kirche und machen uns dann mit dem Bus auf zum - natürlich - Petersdom. Eigentlich hatte ich da ja vor allem mit ilfiglio hingewollt, weil wir auf dem Petersplatz sehr viel Zeit miteinander verbracht haben und ilfiglio dort eigentlich auch Laufen gelernt hat. Also die ersten Schritte machte er noch in Genua, aber das richtige Laufen und Herumrennen hat er hier gelernt (Einfach auch aus dem Grund, weil eine S-Bahn von unsere Wohnung direkt zum Petersdom fuhr - Bus durfte man nur mit zusammengeklappten Kinderwagen fahren, und der zappelige ilfiglio plus Kinderwagen in einem Bus ging gar nicht - Im Vatikan weil durch Umbauten zum Heiligen Jahr 2000 alles behinderten- ergo auch kinderwagen-gerecht war und es an der Engelsburg einen netten Spielplatz gab)


Wir gehen übrigens nicht rein, das können die Mädchen dann später mal alleine machen

(mir steckt immer noch der letzte Besuch in den Knochen, bei denen ilfiglio sich im Alter von eben etwas über einem Jahr im Dom vorne schreiend auf den Boden schmiss und ich ihn irgendwann brüllend und um sich schlagend aus dem Dom tragen musste - was unseren Verdacht bestätigte, dass er eigentlich vom Teufel besessen war ;-))

Wir machen heute eine tour de force nur mit Sachen, die kostenlos sind und bei denen man nicht lange anstehen muss

und ohne Spielplatz an der Engelsburg ;-)


und wir freuen uns darüber, wie schön grün und bunt Rom im Sommer ist (wir kennen Rom ja hauptsächlich aus dem Winter-Halbjahr, und zwar einem Winterhalbjahr, in dem uns jeder erzählt hat, dass es noch nie so kalt/so regnerisch/so fürchterlich gewesen sei)

Es war damals aber auch nicht so voll ...

Piazza Navona

(Ich meine, da hätten wir ilfiglios erstes richtiges Weihnachtsgeschenk irgendwo gekauft ... wir finden den Laden aber nicht mehr bzw. es ist eh so voll ...)

weiterer wichtige Punkt, der zu erledigen war:
Silencia bekommt ihr Totti-Trikot 

[Wir haben sie ja mit Zweitnamen Francesca genannt, weil Italien damals bei der WM 2006 in quasi der letzten Sekunde gegen Australien einen Elfmeter bekam (völlig berechtigt *hust*) und ich - mit Silencia schwanger - gesagt habe, wenn Totti den jetzt reinmacht, dann nenn' ich mein Kind nach ihm (also nicht mit dem ersten Namen, natürlich!!) und überhaupt: C'e solo un capitano!]

Damit Tertia auch etwas geboten bekommt, laufen wir weiter zum Largo Argentina, wo es - so hoffen wir - immer noch eine Art "Katzen-Tierheim" gibt. Eigentlich ist der Platz eine Ausgrabung diverser römischer Tempel, sehr schön gelegen und deutlich unter dem heutigen Straßen-Niveau. Und dort leben Straßenkatzen, Gott sei Dank immer noch, und so kann Tertia Katzensuchen:

[Auch hier waren wir früher oft, weil ilfiglio ja so katzenverrückt war und als wir uns dann entschlossen hatten, ihm eine Katze zu schenken, hatten wir auch versucht, eine Katze von dort zu adoptieren, aber das ging dann nicht]

Dann reihen wir uns wieder in die Touristenmassen ein und boxten uns zum Pantheon durch (da war ich früher auch oft, weil nett und kostenlos und mit Kinderwagen gut machbar - und tatsächlich im Winter so ruhig), stellen uns in der sehr langen Schlange an, die sich aber schnell bewegt und so schieben wir uns mit allen anderen durch das Pantheon ...


wir erklären den Mädchen, dass die Kuppel 1700 Jahre lang die größte Kuppel der Welt war, und man erst Mitte des 15. Jahrhunderts wieder solch große Kuppeln bauen konnte
(in Florenz, wohin wir eigentlich auch noch wollten, aber nee, wir haben langsam tatsächlich genug von Sightseeing und Touristenmassen, die Mädchen fangen an von unserem Dorf zu schwärmen)


Wir schieben uns weiter mit dem Touristenmasse in Richtung Trevi-Brunnen: 


Tertia hatte Geld gefunden und wollte es unbedingt in den Brunnen werfen
ich erinnere mich daran, wie ich im Benetton-Laden direkt gegenüber ilfiglios erste Winterjacke gekauft habe und wie der Trevi-Brunnen einfach Alltag war (und es standen da auch nicht tausende Menschen drum herum, ich bin mir ziemlich sicher)

Langsam drängt etwas die Zeit, wir müssen ja auch wieder zurück auf dem Campingplatz
also suchen wir uns was zu Essen:


wieder mal Pizza, dieses Mal römische und relativ touristenfrei

Danach heisst es die nächste Metro-Station suchen, praktischerweise ist das Spagna - sprich die bei der spanischen Treppe, also laufen wir noch schnell, schnell die Via dei Condotti (die teure Einkaufsstraße in Rom) hoch (auch ganz anders als damals im Winter, wo hier die ganzen Römer Weihnachtsshopping betreiben haben (in meiner Erinnerung jedenfalls) und es jetzt halt lauter Touristen hat, die sich vor den Geschäften fotografieren) und schnell an der spanischen Treppe vorbei und ab in die Metro.


Wir sind ziemlich erledigt und wollen nur noch heim ins Zelt - aber haha, wieder bei San Paolo angekommen, stellt sich heraus, dass der Zug ab 21 Uhr nicht mehr fährt und wir mit dem Schienenersatzverkehr weiter fahren müssen (ich hatte im Laufe des Tages schon mal auf den unten bei den Anzeigen durchlaufenden diesbezüglichen Text hingewiesene, aber was weiß ich schon, ich bin ja die, die schon wegen des ersten Busses so gestresst hat). Der Schienenersatzverkehr ist aber unauffindbar und die römischen Busfahrer sind so freundlich und hilfsbereit wie in meiner Erinnerung - nämlich Null. Wir irren also eine längere Zeit um San Paolo herum und versuchen, irgendwie einen Bus in Richtung Ostia zu finden. Miomarito spekuliert auf den Nachtbus, der hier irgendwo abfahren müsste, aber es ist halt noch lange nicht Nacht, also fährt der natürlich auch nicht. Unsere Handy sind fast leer, unser Tickets eigentlich auch schon abgelaufen (die gehen immer 100 min, außerdem darf man nur 1x U- oder S-Bahn damit fahren), aber egal, ich finde einen Bus, der uns immerhin nach EUR (also in die richtige Richtung bringt), der Busfahrer ist dann sehr nett und erklärt uns tatsächlich, wo wir in den nächsten Bus stiegen können, um nach Ostia zu kommen. Das klappt dann auch alles und wir kommen um 23 Uhr in Ostia an - unser Zeltplatz ist allerdings noch etliche Kilometer entfernt und wir marschieren dann eben an der Landebahn Strand-Straße entlang zum Campingplatz bzw. miomarito muss dann doch Tertia tragen, die nicht mehr kann. 

Also, so ganz ausgesöhnt habe ich mich mit Rom nicht, ich weiß  immer noch genau, warum ich das Wohnen da so schlimm fand (und eventuell heute auch noch schlimm finden würde), als Touristin finde ich die Stadt im Sommer schon sehr, sehr schön, aber diese Touristenmassen ... 

lunedì 19 giugno 2023

Reise, Reise VIII

Am nächsten Morgen mache wir uns wieder auf den Weg nach Neapel, dort steigen wir in einen Regional-Zug nach Rom um, der leider knallvoll und ohne Klimaanlage ist - aber pünktlich!


Wir sind alle sehr müde und erschlagen von der letzten Woche. Tertia hat es ganz gut zusammen gefasst, als sie meinte, dass es so komisch sei, dass wir ja Morgen noch da und da gewesen seien und am Abend schon wieder ganz wo anders und es sich anfühle, als hätten wir mindestens Sachen für eine Woche gemacht. War ja auch genau so. Für Neapel hätte man ehrlicherweise noch ein paar Tage mehr veranschlagen müssen, die Stadt ist einfach zu groß und "wild", aber immerhin habe ich mein Trauma von vor fast 30 Jahren überwunden, als ich damals von der Stadt nicht nur komplett erschlagen sondern auch wirklich eingeschüchtert war, weil mir alles komisch und unsicher vorkam (aus Madrid kommend, also nicht aus einem kleinen pfälzischen Dörfchen oder so) und Die Prostituierten in Bikini und High Heels im Bahnhof!!! und ich einfach nur weg wollte - sind wird dann auch, gleich am nächsten Morgen, nach Pompeji und dann weiter nach Bari auf die Fähre nach Griechenland. Also Neapel ist jetzt rehabilitiert ;-)

Und weil ich ja mal das Auto fahren erwähnt hatte, ich glaube, ich würfe mich in Neapel nicht hinters Steuer setzten (also als Touristin, wenn man da wohnen würde, müsste man sich halt daran gewöhnen) - es fährt niemand mehr über rote Ampeln, also von den Autofahrer*innen jedenfalls ... aber beim Überqueren einer Straße sollte man den Ich spring durch die Windschutzscheibe und reiss dir dein Herz heraus wenn du nicht anhältst Blick drauf haben und es ist klar, wer zuckt, verliert - und Spuren, was sind schon Spuren ...und die Motorini brettern durch die "Fußgängerzone", mit Jungs, gefühlt in Tertias Alter - aber man unterschätzt die Italiener ja gerne - und auch eigentlich ohne Helm ... die Gesichter der Mädchen waren schon lustig. 

So jetzt aber wieder auf quasi heimischen - naja, bekannten - Boden, wir sind in Rom! Ilfiglio nutzt die Tatsache, dass wir ab jetzt nichts mehr fest gebucht haben (wir sind ja wieder mit Zelt und Auto unterwegs) und verabschiedet sich in Richtung Frankfurt, d.h. eigentlich verabschieden wir uns in Richtung Ostia, weil ilfiglio noch bis zum Abend in Rom bliebt, dann fährt sein Zug nach Deutschland ab. 


Wir machen uns, wie gesagt, nach Ostia auf, es ist ein bisschen schade, dass ilfiglio nicht mehr mitkommt, denn da waren wir mit ihm als 1jähriger natürlich auch, aber so ist es halt. Dieses Mal fährt miomarito (nach Rom rein bin ich letzten Montag gefahren), so dass ich Fotos aus dem fahrenden Auto machen kann:


Colosseum kennen wir ja schon


Hier der Zirkus Maximus
(eins der Mädchen meinte enttäuscht: das ist ja nur ein Loch)


dann raus nach EUR

und dann endlich Campingplatz am Meer beim Lido di Ostia und mit sehr viel Ruhe 
(also leider nicht morgens zwischen 5 und 7 Uhr, da brettern irgendwie sehr viele Lastwagen vorbei, aber ansonsten eben sehr schön und wenig Leute)


Die Zelte sind schnell aufgebaut, davor waren wir noch reichlich im Supermarkt einkaufen und dann geht's ans Meer


(es ist schon recht frisch und Silencia und ich gehen erst gar nicht ins Wasser)



Das Gymnastik-Kind ist glücklich

Abendessen und ab ins Bett, ich bin unglaublich müde und schlafe sogar fast durch das krasse Gewitter in der Nacht durch. Miomarito hatte wohl schon überlegt, ob wir alle ins Auto umziehen sollen und Tertia bat Silencia ihre Hand halten zu dürfen. Es war unglaublich laut (ich bin aber sofort immer wieder eingeschlafen, so müde war ich) und extrem lang.

Am nächsten Morgen aber strahlender Sonnenschein und die Forderung der Mädchen: Heute machen wir aber nix außer Meer und Pool. 







Am Nachmittag ziehen miomarito und ich alleine zu einem kleinen Spaziergang los


Riserva Naturale Statale del Litorale Romano, ein Naturschutzgebiet mit schönen Wanderwegen 
- und der Villa von Plinius dem Jüngeren

Die Villa ist aber gar nicht von Plinius, das dachte man mal. Plinius beschreibt seien Villa recht ausführlich in einem Brief und da meinte man wohl, ah, das passt ganz gut, die ist bestimmt von Plinius.  Alle reichen Römer hatten aber wohl Villen am Meer bei Ostia, also nicht in Ostia antica, dem antiken Hafen von Rom, direkt, sondern eben große einzelstehende Villen für den Sommer die ganze Künste entlang - so wie man das auch heute hat.


sehr hübsche Gegend, wir finden dann auch die Villa (von wem auch immer)




Eigentlich - und das ist für mich so typisch Rom - kann man die Villa nicht besichtigen, man muss irgendwo anrufen und dann wird in Ausnahmefällen und nur für Gruppen das Tor geöffnet und Führungen gemacht.



Keine 10 Meter neben dem Tor hat man aber ein ganzes Zaunteil herausgenommen (feinsäuberlich) und jeder kann einfach so herein marschieren - ich vermute, die Zuständigen bekommen Anfälle, wenn man sie wegen einer Erlaubnis für eine Besichtigung anruft ...

Abends gehen miomarito und Silencia Essen einkaufen und Tertia und ich noch einmal an den Strand - weil man da so toll Turnen kann:





Und das ist ein Bild von der Strand-Strasse in Ostia, die ich sehr mag



Breit wie eine Landebahn und in der Mitte parken dann auch einfach die Auto der Leute, die an den Strand gehen (im Moment noch nicht viele, die Sommerferien beginnen in Italien "erst" in der nächsten Woche).

So und dann geht's auch wieder schnell ins Zelt zum Schlafen, denn morgen steht Rom auf dem Programm (davor aber - mussten wir versprechen - schon noch Pool und Meer.
[Riesenrespekt vor den Kindern, die das alles recht klaglos mitgemacht haben - und das sind ja alles keine Kinder, die still und leise alles in sich hinein schlucken würden - das war schon alles recht anspruchsvoll ... - und morgen wird nicht besser werden ...]