Der nächste Tag war Gründonnerstag und damit in Spanien Feiertag, wobei Feiertag jetzt keinesfalls bedeutete, dass alle Geschäfte geschlossen wären oder ähnliches. Selbst am Karfreitag waren in der Innenstadt alle größeren Geschäfte geöffnet, nur die kleinen hatten geschlossen, und die Supermärkte waren eh offen, auch außerhalb des touristischen Zentrums - das Gleiche am Ostersonntag und der Ostermontag ist in Madrid eh kein Feiertag.
Weil ja aber Feiertag war UND schönes Wetter machten wir das, was "alle" Madrilienen an so einem Tag machen, wir gingen im Retiro spazieren:
Es war endlich auch mal etwas wärmer, wenn man in der Sonne saß, konnte man auch mal die Jacke über dem Pullover ausziehen. Sehr angenehm.
Estanque Grande de El Retiro
(der große Teich)
mit einer Reiterstaue von König Alfonso XII auf der anderen Seite
man kann sich hier Ruderboote ausleihen und über denTeich schippern, am Ostersonntag waren wir noch einmal da und da war der Teich so voll mit Booten, dass man sich schon fragen konnte, wie man sich da eigentlich noch fortbewegen soll ;-)
Leider sind sowohl der Kristallpalast als auch der Palacio de Velázquez bos 2026 bzw. 2027 geschlossen und werden renoviert.
Der Rosengarten (la rosaleda), in dem aber noch gar keine Rosen blühten.
und dann an einem der Kioske natürlich noch einmal Bocadillos essen, ich eins mit Tortilla, das macht dann richtig satt.
Nach diesem gemütlichen Start in den Tag liefen die immer noch stark befahrene Gran Via hoch. Laut meines Onkels darf er selbst nur noch in die Innenstadt fahren, wenn er VORHER einen Parkplatz für sein Auto reserviert und bezahlt hat (oder so ähnlich), im Zentrum dürfen sonst nur Taxis, direkte Anwohner u.ä. fahren. Dennoch ist es immer noch sehr wuselig. Es gibt auch Fahrradwege, aber sie verlocken jetzt an der Gran Via nicht unbedingt zum Fahrradfahren. In den jeweiligen Vierteln der Innenstadt gibt es aber auch immer wieder wirklich verkehrsberuhigte Zonen und Fahrräder, aber keinesfalls so wie in Paris. Es geht auch fast niemand bei Rot über die Ampel .. das hat mich völlig irritiert, weil das vor .. eben ... 25 Jahren eher ein recht freizügig verstanden Aufforderung war.
überall blühen die Judasbäume sehr schön
(musste ich auch erst mal google was das für Bäume sind)
wir bogen dann aber ab, ins sogenannte Literatenviertel (Barrio de las Letras)
Fuente de Cibeles in Kachelwand-Form
In (!) diesem Brunnen, an dem wir vorher vorbei gelaufen sind, ich nur kein Foto gemacht habe, feiern die Anhänger von Real Madrid und auch von der spanischen Nationalmannschaft dann die jeweiligen Titel
Der jetzt leider gerade geschlossene Palacio de Cristal im Retiro
die bekannte Cerveceria Alemana auf der Plaza de Santa Ana, in der wir dann aber nicht waren, überhaupt haben wir alles, was in Richtung Nachtleben geht, ausgelassen, weil das einfach alles erst sehr, sehr spät losgeht
Wir fanden dann aber gleich um die Ecke ein sehr, sehr schönes Café, The Brown Bear Bakery. Ich war zunächst etwas skeptisch, weil ich dachte, das ist bestimmt von hängengebliebenen Amerikaner gemacht oder so ähnlich, aber dann war es doch recht spanisch, vor allem waren die Bedienungen alles Frauen in meinem Alter, die aus (mas or menos) Madrid kamen - und die somit sehr viel schwerer zu verstehen waren als das sonstige Gastronomie-Personal, das in der Regel aus Südamerika kommt und SEHR viel langsamer spricht. Und dort gab es dann sehr, sehr leckere Tarta di queso (auf der englischen Karte als Basque Cheesecake angepriesen, was wir gleich gegoogelt haben, weil wir sehr begeistert vom Kuchen waren und das Rezept haben wollte bzw. wissen wollte was der Unterschied zu einem normalen Käsekuchen ist und der baskische Käsekuchen ist oben wohl so verbrannt und das war unserer überhaupt nicht) Wir teilten uns das Stück Käsekuchen und waren eigentlich fast für den Rest des Tages satt ...
Es ging dann wieder zurück auf die Garn Via, wir wollten uns langsam zur Plaza Mayor vorarbeiten, denn dort sollte am Abend eine der vielen Semana Santa Prozessionen durch kommen. Wir hatten uns diese ausgesucht (es gibt jeden Tag der Karwoche mehrere Prozessionen in den Madrider Innenstadt, die sind auch nicht ewig lang), weil es heute am Abend nicht so kalt werden und auch nicht regnen sollte.
die Gran Via funktioniert auch nur bei schönem Wetter mit blauem Himmel als Kontrast zu den weißen Gebäuden, wenn es regnet oder stark bewölkt ist, sieht das alles schnell nicht mehr so prächtig aus.
hier unter sieht man Tertias neues Lieblingsgeschäft: ALE-HOP
Gefühlt waren wir in jedem ALE-HOP-Laden in der Innenstadt (das ist die spanischer Version des flyning tigers), ich fand es so witzig, weil das eine spanische Kette ist, wir im Pfälzischen ja aber ständig Allahop (statt Allez hop) sagen. Wir haben dort Mitbringsel gekauft, und Tertia einen rosa Fächer (mit tatsächlich ciao amore drauf) und Schmuck gekauft, mir eine Badetasche und ich bin mal gespannt, ob das alles gleich wieder auseinander fällt ...
Palacio Real
Weil wir noch Zeit hatten, sind wir zum einen mal kurz bei Königs vorbei, die wohnen da ja aber nicht wirklich und dann haben wir uns auf die Plaza de San Miguel in eine Cerveceria gesetzt, ich habe ein spanisches Bier getrunken und dummerweise Tertia einmal patatas bravas bestellt, völlig vergessend, dass die Sauce ja eher scharf ist.
Gegen 19:30 Uhr suchten wir uns dann einen Platz, um die hier vorbeiziehende Prozession anzuschauen und fanden tatsächlich einen sehr guten, zum einen standen wir sehr weit vorne zum anderen, das fiel mir so ein, also wir warteten und warteten und warteten - wir standen so, dass niemand mit dem Auto in uns rein fahren konnte, nämlich zwischen den Bögen auf dem Weg zu Plaza Mayor (was man inzwischen so alles bedenkt ... nachher habe ich aber gesehen, dass die spanische Polizei auf allen möglichen "Zufahrten" ihre Autos und Einsatzwagen geparkt hatte, so dass es alles gut abgeriegelt war - Semana Santa Prozessionen sind kein Terror-Ziel, aber als da so viele Leute standen, dachte ich mir eben, hm ...) .
Was ich auf der Reise auch feststellen durfte, ist, dass ich anscheinend immer noch sehr undeutsch aussehe, sowohl in Paris als auch in Madrid wurde ich ständig in der Landessprache um Hilfe gebeten, nach Sachen gefragt, man wollte, dass ich dem spanischen Roten Kreuz beitreten und reagierte bisweilen auch etwas unwirsch, wenn ich nicht sofort mit Informationen aushelfen konnte. Hier bei der Prozession wurde ich auch gefragt, welche Prozession das sei und dann irgendwas mit Macarena und ich dachte mir was?! Macarena?! Gute Frau, das ist eine "Karfreitags"-Prozessin (okay, es war Gründonnerstag), das hat doch nichts mit Macarena zu tun! (Dale a tu cuerpo alegría, Macarena que tu cuerpo es pa' darle alegría y cosa buena ...) *joar*
Als alle dann durch waren sah ich auf dem (hm keine Ahnung, wie das heisst, das ist so eine Art Turban mit dieser Stoff-Verlängerung, die die Träger der pasos (dieser Konstruktion auf der dann die Figuren stehen) tragen)
Das war die Bruderschaft der Santa Maria de la Esperanza MACARENA
(das ist aber alles ganz kompliziert, es gibt keine Heilige Macarena, das darf man bei Interesse selbst googeln)
So, jetzt aber zur eigentlichen Prozession, das war nur ein sogenannter Zug, sprich es wird eine Szene aus dem Kreuzweg und eine Marienstatue durch die Gegend getragen.
Die Nazarenos (Büßer)
Das waren in meiner Erinnerung - jeder der mehr Ahnung von Spanien hat, darf mich gerne in den Kommentaren korrigieren - früher natürlich nur Männer, inzwischen sind es auch viele Frauen - und Skandal! ;-) - sie teilen, ähnlich wie bei uns die Hexen während des Fasnets-Umzüge, Süßigkeiten an die durch ihr Aussehen verängstigen Kinder aus (Meine Tante meinte, sie gehe nicht zu den Prozessionen, sie habe da als Kind immer so Angst gehabt).
Auf dem oberen Bild sieht man den Mann mit demKreuz ja barfüßig laufen, das haben ein paar der Nazarenos gemacht, früher waren das mehr und man hat sich auch gegeißelt und ausgepeitscht. Das gibt es aber wohl nicht mehr. Wobei ich sagen muss, dass ich mich nur noch an Prozessionen in Malaga so richtig gut erinnern kann und der Süden ist halt noch mal ganz was anderes. Mein Onkel meinte, zumindest in Madrid, lasse man das mit dem Katholizismus eh einfach im gegenseitigen Einverständnis ausklingen.
Hier Jesus mit dem Kreuz
(die Dinger sind sehr schwer und die Männer unter der Konstruktion tragen das immer nur ein Stück, dann wird wieder abgesetzt, eventuell auch die Mannschaft ausgetauscht und dann geht es weiter. Im Süden sind die pasos wesentlich größer und schwerer - angeblich tragen da über 200 Männer bis zu 4 Tonnen schwere Teile durch die Gegend)
kein so richtig gutes Bild vom zweiten Teil des Zuges.
(Wesentlich beeindruckender sind diese Prozessionen, wenn es mehrere Züge gibt und das Ganze Nachts stattfindet).
Das war es dann auch schon gewesen, wir mussten ein bisschen zur übernächste Metro-Station laufen, weil die nächste (Puerta del Sol) wegen der Prozession geschlossen war und kamen pünktlich zum Abendessen um halb 10 bei meinem Onkel und meiner Tante an.
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